Gicht und Harnsäure

Gicht und Harnsäure

 

 

Gicht ist seit dem Altertum bekannt. Das deutsche Wort Gicht stammt ab von dem althochdeutschen Wort „Gegihte“ und heißt soviel wie „Gliederlähmung“.

In früheren Zeiten wurde die Gicht auch „Krankheit der Reichen“ genannt, weil sich nur die Wohlhabenden Fleisch auf dem Teller leisten konnten. Prominente Gichtpatienten waren Karl V., Heinrich VIII., Ludwig XIV., Wallenstein, Goethe, Bismarck.

 

Ursache der Erkrankung ist in 98 Prozent der Fälle eine genetisch bedingte Ausscheidungsstörung der Nieren für Harnsäure. Harnsäure entsteht beim Menschen normalerweise als Abbauprodukt der Purine, den Bausteinen der DNA im Zellkern.[1]

Purine sind lebenswichtige Bestandteile der Zellkerne aller Lebewesen und üben im Organismus wichtige Funktionen aus. Sie sind beispielsweise bei der Zellvermehrung für die Übertragung der genetischen Informationen verantwortlich.[2]

Purine fallen einerseits während des normalen Zellstoffwechsels an und werden in 300-400 Milligramm Harnsäure pro Tag umgewandelt. Andererseits nimmt der Mensch Purine auch mit der Nahrung auf, die schließlich ebenfalls zu Harnsäure abgebaut werden (täglich 300-600 Milligramm). Insgesamt liegen im Körper eines Gesunden also rund 1 Gramm Harnsäure vor.[3]

 

Deshalb führen häufig Nahrungsmittelexzesse infolge des erhöhten Harnsäureaufkommens, vor allem bei Fleischkonsum, zu Gichtanfällen. Gesteigerte Alkoholaufnahme bewirkt an der Niere eine Verzögerung der Harnsäureausscheidung, so dass der Harnsäurespiegel im Blut weiter steigt. Die im Blut gelöste Harnsäure fällt bei Übersättigung aufgrund der der verminderten Umgebungstemperaturen und der verminderten Blutströmungsgeschwindigkeit in den peripheren Gelenken aus. Harnsäurekristalle lagern sich ab und bewirken eine lokale Entzündungsreaktion. Die Folge ständiger Gelenkentzündungen ist die allmähliche Zerstörung der Gelenkflächen. Bei fortgeschrittener Gicht können Ablagerungen in Sehnen und Schleimbeuteln, sogenannte Gichtknoten, sowie in den Ohrmuscheln („Gichtperlen“) auftreten.

Im weiteren Verlauf können die Nieren geschädigt werden, denn die Gicht ist eine häufige Ursache von Nierensteinen. Bei massiven Harnsäureablagerungen in der Niere ist sogar eine Niereninsuffizienz, das heißt eine schwere Nierenfunktionsstörung mit Wassereinlagerungen im ganzen Körper möglich (die sogenannte Wassersucht). [1]

 

Achten Sie auf den Puringehalt der Lebensmittel!

Bestimmte Lebensmittel wie Innereien, Fleisch, Wurst und bestimmte Fischarten, auch Krustentiere, enthalten besonders viele Purine. Da der Harnsäurespiegel im Blut im Verhältnis zu der mit der Nahrung zugeführten Purinmenge ansteigt, bewirkt eine purinarme Ernährung eine Senkung des Harnsäurespiegels im Blut (125-150mg Purine entsprechen 300mg Harnsäure).

Die Aufnahme an Harnsäure sollte 500 mg pro Tag bzw. 3000 mg pro Woche nicht überschreiten.

Bevorzugen Sie daher Lebensmittel mit einem niedrigen Purin-bzw. Harnsäuregehaltgehalt.[4]

 

1mg Purine entspricht 3mg Harnsäure!

 

Lebensmittel werden eingeteilt in solche mit

sehr geringem Harnsäuregehalt 0-39mg/100g

mit mittlerem Harnsäuregehalt 50-150mg/100g

mit hohem Harnsäuregehalt über 150mg/100g [5]

 

 

Purinwert- und Harnsäurewerttabellen

 

http://gichtinfo.de/index.php/purintabellen/alle-lebensmittel-suchen

 

http://www.vis.bayern.de/ernaehrung/ernaehrung/ernaehrung_krankheit/gicht.htm

 

http://www.ernaehrung.de/tipps/gicht/harnsaeure.pdf

 

 

 

Quellen:

[1] Dtsch Arztebl 2012; 109(44): A-2184 / B-1780 / C-1746

[2] Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz

[3] www.internisten-im-netz.de/de_gicht-ursachen_1646.html

[4] Klinik für Ernährungsmedizin Klinikum rechts der Isar, TU München

[5] Bundeslebensmittelschlüssel(BLS) II.3, Berlin 1999