Blutgerinnungshemmende Medikamente vor Operationen absetzen

Wann müssen Sie blutgerinnungshemmende Medikamente vor Operationen absetzen

 

Nierenfunktion

Pradaxa

Eliquis, Xarelto, Lixiana

Blutungsrisiko

Niedrig

Blutungsrisiko

hoch

Blutungsrisiko

Niedrig

Blutungsrisiko

hoch

≥80ml/min

≥24 Std.

≥48 Std.

≥24 Std.

≥48 Std.

≥50-80ml/min

≥36 Std.

≥72 Std.

≥24 Std.

≥48 Std.

≥30-50ml/min

≥48 Std.

≥96 Std.

≥24 Std.

≥48 Std.

≥15-30ml/min

Keine Einnahme möglich

≥36 Std.

≥48 Std.

≤15ml/min

 

Keine Einnahme möglich

 

Einschätzung des Blutungsrisikos bei chirurgischen Eingriffen

Eingriffe mit geringem bis zu vernachlässigbarem Risiko

• Zahnärztliche Eingriffe: Extraktion von 1–3 Zähnen, parodontale Eingriffe,  

   Inzision eines Abzsesses

• Augenarzt: Katarakt- oder Glaukomoperation (Staroperationen)

• Endoskopie, Magen- Darmspiegelung, ohne Chirurgie bzw. Polypabtragung

• „Kleine Chirurgie“ (z. B. Abzessinzision, kleine Hautoperationen)

Eingriffe mit niedrigem Risiko

• Magen- Darmspiegelung mit Polypentfernung

• Prostata- oder Blasenbiopsie

• Radiofrequenzablation bei supraventrikulärer Tachykardie

• Angiografie

• Schrittmacher oder ICD (ausser bei komplexer anatomischer Situation)

Eingriffe mit hohem Risiko

• Komplexe linksseitige Ablation (Vorhofflimmern, ventrikuläre Tachykardie)

• Spinale oder epidurale Anästhesie („Rückenmarksnarkose“)

• Diagnostische Lumbalpunktion (Nervenwasserentnahme)

• Thorakale(Brustraum) und abdominelle(Bauchraum) Chirurgie

• Grössere orthopädische Eingriffe

• Leberbiopsie, transurethrale Prostataresektion

• Nierenbiopsie

 

Unter einer Therapie mit Pradaxa, Eliquis, Xarelto oder Lixiana reicht bei geringem bis zu vernachlässigbarem Risiko eine Einnahmepause von 12 – 24 Stunden aus.

 

Bei Eingriffen mit geringem oder niedrigem Blutungsrisiko kann in der Regel die Marcumareinnahme beibehalten werden. Der INR oder Quick-Wert sollte hierbei jedoch in den unteren/oberen Zielbereich abgesenkt/angehoben werden. Sprechen Sie darüber mit dem Operateur.

Bei hohem Risiko sollte die Marcumartherapie 7-10 Tage vorher unterbrochen und überlappend Heparin gespritzt werden (Bridging).

 

Der HAS-BLED – Score

Neben dem operationsbedingten Blutungsrisiko ist das patientenbezogene Blutungsrisiko zu berücksichtigen, das sich aus Begleiterkrankungen und der weiteren Medikationen ergibt und sich z. B. anhand des HASBLED-Scores abschätzen lässt.

Folgende 9 klinische Befunde finden mit jeweils 1 Punkt in die Berechnung Eingang:

  • Hypertension (Hochdruck über 160mmHg syst.)

1Punkt

  • Abnormale Leberfunktion (Zirrhose oder Bilirubin mehr als doppelt oder Transaminasen mehr als dreimal die Normwerte oder abnormale Nierenfunktion (Dialyse, Nierentransplantation, Serumkreatinin über 1,8[2,2])

Je 1 Punkt.

 

  • Stroke (Schlaganfall)

1 Punkt

 

  • Bleeding (Blutungsneigung oder Hinweise darauf, auch Anämie)

 

1 Punkt

 

  • Labile INRs (wenn der INR stark schwankt oder weniger als 60% der Werte im therapeutischen Bereich liegen)            

1Punkt

 

  • Elderly (älter als 65 Jahre)

1Punkt

  • Drugs (gleichzeitige Einnahme von Medikamenten die die Blutungsneigung erhöhen, etwa Aspirin, Rheumamittel) oder Alkohol

    Je 1 Punkt


Ein HAS-BLED-Score von 3 Punkten oder darüber (Maximalwert wäre 9) bedeutet ebenfalls "hohes Risiko" für Blutungen.

 

Beeinflussbare und nicht beeinflussbare Blutungs-Risikofaktoren bei antikoagulierten Patienten auf Basis von Blutungs-Risikoscores

 

Beeinflussbare Blutungs-Risikofaktoren

Hypertonie (insbesondere bei systolischem Blutdruck >160 mmHg)a,b,c

Labile INR oder TTR < 60%a bei Patienten unter Vitamin-K-Antagonisten

Für Blutungen prädisponierende Medikamente, wie Thrombozytenaggregationshemmer und nichtsteroidale Antirheumatika,d

Übermäßiger Alkoholkonsum,a,b

Möglicherweise beeinflussbare Blutungs-Risikofaktoren

Anämie,b,c,d

Eingeschränkte Nierenfunktiona,b,c,d

Eingeschränkte Leberfunktiona,b

Verringerte Thrombozytenzahl oder -funktion,b

Nicht beeinflussbare Blutungs-Risikofaktoren

Altere (> 65 Jahre),a (≥75 Jahre),b,c,d

Größere Blutung in der Krankengeschichtea,b,c,d

Früherer Schlaganfall,a,b

Dialyse-abhängige Nierenerkrankung oder Z.n. Nierentransplantationa,c

Leberzirrhose,a

Krebserkrankung,b

Genetische Faktoren,b

Biomarker-basierte Blutungs-Risikofaktoren

Hoch empfindliches Troponin,e

Growth differentiation factor,15e

Serum-Kreatinin/geschätzte CrCL,e

 

ABC = Alter, Biomarker, klinische Geschichte; ATRIA = AnTicoagulation and Risk factors In atrial fibrillation; HAS-BLED = Hypertonie, abnormale Nieren/Leber-Funktion (je 1 Punkt), Schlaganfall, Blutungs-Anamnese oder -Prädisposition, labiler INR, Alter (>65 Jahre), begleitend Medikamente/Alkohol (je 1 Punkt); ORBIT = Outcomes Registry for Better Informed Treatment of Atrial Fibrillation. a Abgeleitet aus dem HAS-BLED-Score. b Abgeleitet aus dem HEMORR2HAGES-Score. c Abgeleitet aus dem ATRIA-Score. d Abgeleitet aus dem ORBIT-Score. e Abgeleitet aus dem ABC bleeding-Score.

Dies ist nur ein Auszug aus den aktuellen Leitlinien und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Für weitere Fragen dient die Sprechstunde und lassen Sie sich auch durch den jeweiligen Operateur aufklären.

Weitere Informationen zum Absetzen gerinnungshemmender Medikamente stellen auch die jeweiligen Pharmafirmen zu ihren Präparaten zu Verfügung.

Quellen:

 

https://www.medix.ch/wissen/guidelines/blutkrankheiten/neue-direkte-antikoagulantien.html

https://www.aerzteblatt.de/archiv/202159/DOAKs-im-perioperativen-Setting-Wann-und-wie-absetzen

https://www.allgemeinarzt-online.de/a/antikoagulation-und-operation-skylla-und-charybdis-2018855

http://www.internist.at/vorhofflimmern.html

https://leitlinien.dgk.org/files/2016_PLL_Vorhofflimmern_2Auflage_%C3%BCberarbeitet.pdf